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Inflation und politische Folgen

Inflation und politischen Folgen erklärt.

 Eine Inflation von unter zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat wird von der Europäischen Zentralbank angepeilt (EZB), knapp acht Prozent erreichte die Inflation im Mai. Als Reaktion wird die EZB den Leitzins erhöhen, um eine Verringerung der Kaufkraft zu vermindern. Inflation ist ein wirtschaftliches Phänomen. Aber in unseren modernen Welt ist alles vernetzt: Inflation und politische Folgen!

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Inhalt

1.    Definition Inflation & Deflation
2.    Arten Von Inflation
3.    Aktuelle Wirtschaftliche Situation
4.    Ziel Der Europäischen Zentralbank
5.    Der Leitzins: Kausalitäten-Kette
6.    Allgemeine Politische Folgen 
7.    Aktuelle Politische Situation

 

Definition Inflation & Deflation

Der Begriff Inflation beschreibt ein dynamisches Phänomen, das ein steigendes Preisniveau beschreibt. Dabei wird erst von einer inflationären Phase gesprochen, wenn eine gewisse Marge überschritten wird, diese liegt je nach Literatur zwischen ein und zwei Prozentpunkten (Im Vergleich zum Vorjahresmonat). Die EZB strebt mittelfristig jedes Jahr eine Inflationsquote von knapp unter zwei Prozent an. Diese zwei Prozent werden aus verschiedensten Gründen angepeilt, aber der wichtigste ist wohl, dass ein Puffer gegen eine mögliche Deflation gesichert werden soll.

Eine Deflation ist gefährlich, da sie nur schwer mit monetären Mitteln aufhaltbar ist. Meist geht sie einher mit einer Wirtschaftskrise und ist nach dem Gabler Wirtschaftslexikon aus zwei Gründen gefährlich:

  1. Die Nachfrager rechnen mit weiteren Preissenkungen und zögern ihre Käufe noch hinaus
  2. Die Preise auf der Ertragsseite der Unternehmen fallen, während die Kosten durch Verträge zeitlich fixiert sind. Die Folge ist ein Rückgang des Gewinnes und damit der Produktion“ (Gabler Wirtschaftslexikon: Definition Deflation)

 

Arten Von Inflation

Das sind die Gründe, warum eine gewisse Steigerung des Preisniveaus angestrebt wird, aber zurück zur Inflation. Diese kann in zwei Unterkategorien, das heißt Ursachen, unterteilt werden. In die angebotsinduzierte Inflation und die nachfraginduzierte Inflation.

Die nachfrageinduzierte Inflation tritt auf, wenn sich innerhalb kürzester Zeit die gesamtwirtschaftliche Nachfrage erhöht. Die Gründe sind auf eine hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen oder Haushalte zurückzuführen. Aber auch der Staat selbst oder das Ausland können eine solche Inflationäre Bewegung provozieren. Ergibt sich eine höhere Nachfrage nach Exportprodukten, oder wird beispielsweise eine Subventionsoffensive gestartet, ist die inflationäre Bewegung auf diese beiden Akteure zurückzuführen.

Eine angebotsinduzierte Inflation ergibt sich zunächst einmal durch erhöhte Produktionskosten für Unternehmen. Diese werden in der Regel an die Verbraucher weitergegeben, wodurch die Kaufkraft der Konsumenten sinkt. Auch Monopolstellungen innerhalb des Marktes können eine angebotsinduzierte Inflation hervorheben.

Diese beiden Ursachen sind kurzfristige Änderungen innerhalb des Wirtschaftssystems. Eine langfristige Inflation ist schlussendlich immer durch die zirkulierende Geldmenge gesteuert, denn steigende Preise können nur mit mehr Geld bezahlt werden. Somit lässt sich dieses wirtschaftliche Phänomen anhand der zirkulierenden Geldmenge (in gewissen Margen) beherrschen, dafür gibt es die Zentralbanken. Das Ziel dieser ist es, die Inflation möglichst auf einem stabilen Level zu halten, aber gleichzeitig eine deflationäre Bewegung zu verhindern.

 

Aktuelle Wirtschaftliche Situation

Zurzeit erleben wir in Europa eine angebotsinduzierte inflationäre Bewegung. Die angespannte Lage im Energiehaushalt führt zu erhöhten Produktionskosten für die Unternehmen. Da Energie in unserer Zeit für jedes Produkt benötigt wird, steigen auch branchenübergreifend die Preise. Direkten Einfluss hat dies nur auf die Tankpreise, weshalb diese auch am höchsten steigen. Durch die Reduktion der Gaslieferungen durch Russland (seit dieser Woche) werden die Preise sämtlicher Produkte voraussichtlich erneut steigen. Zusätzlich hat die Corona-Pandemie eine Wirkung auf die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, wodurch eine Korrelation der beiden Krisen erkennbar ist.

 

 

 

Ziel Der Europäischen Zentralbank

Im Euroraum haben die Mitgliedsländer die Autorität an die europäische Zentralbank (EZB) abgegeben. Im „Vertrag über die Arbeitsweise der europäischen Union“ – einer der Gründerverträge ist das oberste Ziel der EZB festgelegt: Preisstabilität.

„Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden „ESZB“) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten. […]“

Preisstabilität ist gleichbedeutend mit der Inflation knapp unter zwei Prozent zu halten. Ist dieses gesichert haben alle Eurobürger die Möglichkeit sich darauf einzustellen. Unternehmen haben Vertrauen in langfristige Verträge, aber auch Staatsmaßnahmen und Gehälter können kontrolliert anhand der Inflation erhöht werden.

 

Der Leitzins: Kausalitäten-Kette

Für die Sicherung dieses Ziels hat die EZB verschiedene Instrumente, aber das wohl wichtigste ist die Festlegung des Leitzinssatzes. Der Leitzins ist der Zins, zu welchem sich die Banken innerhalb des Eurosystems Liquidität bei der EZB beschaffen können. Nimmt ein Unternehmer oder eine Privatperson einen Kredit bei einer Bank auf, bestimmt der Leitzins den Zinssatz für den Kredit. Dadurch hat die EZB direkten Einfluss auf die Investitionsbereitschaft und die Sparquote, also das Wirtschaftswachstum und kann so das angestrebte Inflationsziel sichern. Die Kausalitäten-Ketten lassen sich wie folgt aufstellen:

wachsender Leitzins > höhere Kosten für Investitionen > weniger Investitionen/ höherer Sparanteil > sinkende Nachfrage > geringere Kosten > deflationäre Wirkung

sinkender Leitzins > geringere Kosten für Investitionen > mehr Investitionen/ niedrigerer Sparanteil > wachsende Nachfrage > höhere Kosten > inflationäre Wirkung

 

Allgemeine Politische Folgen

In modernen Volkswirtschaften ist Verlust des Lebensstandards der Bevölkerung ein Albtraum für jeden Politiker in Führungspositionen. Abgesehen von den wirtschaftlichen Schäden, nimmt auch das vorherrschende Regierungssystem schaden, wenn es nicht zerbricht.

In einer Wirtschaftskrise erhält die Verzweiflung unter der Bevölkerung Einzug. Die Bürger haben das Gefühl dem Verlust ihres Lebensstandards nichts entgegensetzen zu können und auch die Politik hat es schwer treffende Maßnahmen zu finden, um das Land zu stabilisieren. In der Folge richtet sich die Unzufriedenheit und Unsicherheit zwangsläufig gegen die Regierung, da sich die „einfachen Leute“ alleingelassen fühlen, während ihre Lebenswelt den Bach runter geht. Das Vertrauen in das System nimmt ab, eine gefährliche Situation.

Die Weimarer Republik beispielsweise schaffte es nicht mehr, gebeutelt von mehreren Krisen, das Vertrauen in das System aufrechtzuerhalten. Die Folge war die Übernahme einer extremistischen Partei, der NSDAP. In gesellschaftlichen Krisen gewinnen stets populistische Gruppierungen an Boden, da sie die Ängste der Bevölkerung am besten aufgreifen können und einen schnellen Ausweg bieten.

 

Aktuelle Politische Situation

Die aktuelle Situation in Europa ist maximal angespannt. Die europäischen Staaten kämpfen mit den Folgen der Coronakrise und jetzt zusätzlich noch mit den Folgen des russischen Einmarsches in die Ukraine. Währenddessen haben schon viele Bürger das Gefühl, dass sie von der Politik alleingelassen werden, ein gefährlicher Trend. Zusätzlich sind Demokratien auf die Unterstützung der Bevölkerung angewiesen, noch mehr als alle andere Systeme. Politisch ist es demnach eminent wichtig, dass die Preisstabilität wieder hergestellt wird, damit das Vertrauen in die Kompetenz des Systems bewahrt wird und keine großflächige, länger anhaltende Unsicherheit entsteht. Gleichzeitig benötigen wir einen stabilen Staat um die anbahnenden Folgen des Klimawandels zu überstehen und die politischen Ziele des Pariser Klimaabkommens überhaupt erfüllen zu können, denn die Erfüllung bedeutet mit jedem Tag der nicht gehandelt werden kann mehr Einschränkungen.

 

Weiterführende Literatur und Quellen:

  1. Bundesbank.de: Geld und Geldpolitik (pdf) (Quelle: Kapitel 5)
  2. Statista.com: Grafik Inflationsrate Deutschland
  3. Gabler Wirtschaftslexikon: Definition Inflation 
  4. Welt der BWL: allgemeine Information zu Geldpolitik (alternative Bundesbank.de: Geld und Geldpolitik)
  5. Buch: Volkswirtschaftslehre eine einführende Analyse (Paul Samuelson) (Englisch)

 

www.Politikeu.de